Im September in der Queerfilmnacht & ab 10. Oktober im Kino

Young Hearts

ein Film von Anthony Schatteman

Belgien/Niederlande 2024, 97 Minuten, niederländisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Young Hearts

Elias ist 14 und eigentlich mit Schulkram beschäftigt. Doch als der gleichaltrige Alexander ins Haus gegenüber zieht, gibt es da auf einmal ganz neue, aufregende Gefühle. Elias spürt, dass er sich zum ersten Mal richtig verliebt – und am liebsten jede freie Minute mit seinem neuen Freund verbringen möchte! Und dann erzählt ihm Alexander auch noch, dass er auf Jungs steht. Aber Elias hat Angst vor den Reaktionen der anderen, er behält seine Gefühle für sich und fängt an zu lügen. Erst nach einem Gespräch mit seinem Großvater wird ihm klar, was er wirklich will: mit allen Mitteln um Alexanders Herz kämpfen!

In seinem ersten Langfilm erzählt der belgische Regisseur Anthony Schatteman von einer ergreifenden Jugendliebe zwischen zwei Jungs, aus der sich das Coming-out ganz natürlich entwickelt. Voller Optimismus und Herzenswärme und getragen von den beiden großartigen Newcomern Lou Goossens und Marius De Saeger hat „Young Hearts“ das Zeug zum Klassiker!

Festivaleinsätze

Frauenfeld

am Freitag, 3. Mai um 18:30 Uhr

Freiburg

am Sonntag, 5. Mai um 16:30 Uhr

Zürich

Eröffnungsfilm am Dienstag, 23. April um 20:15 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Anthony Schatteman / Freitag, 26. April um 16:30 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs Anthony Schatteman

Galerie

Director’s Statement
Anthony Schatteman über seinen Film

Die Leidenschaft dafür, diese Geschichte zu erzählen, kommt aus einer sehr persönlichen Perspektive. Sie basiert auf meinem eigenen Leben und sollte auch für viele Personen heute Relevanz haben. Meine Kindheit habe ich als sehr schwierig erlebt, weil ich mir meiner Sexualität unsicher war. Auf viele meiner Fragen habe ich damals keine Antwort bekommen, weder zuhause noch in der Schule, und verfiel deswegen in einen inneren Konflikt. Ich begann mich von meinem Umfeld abzuschirmen. Das bedeutete viele Lügen und Geheimnisse, weil ich Angst davor hatte, sie würden sich dafür schämen, wer ich war. „Young Hearts“ handelt von einem Jungen – genau wie ich einer war – der nicht weiß, wie er mit seiner aufkeimenden Sexualität umgehen soll.
Auf meinem Pfad ins Erwachsensein spürte ich, wie ich mich nach Filmen und Büchern über dieses Thema gesehnt habe. „Young Hearts“ ist die Art von Film, den ich damals hätte sehen wollen, der aber einfach nicht existierte! Es ist jetzt an der Zeit, ein Bewusstsein für die Sache zu schaffen: Liebe ist universell und man sollte seinem Herzen folgen. Die Generationen vor uns waren dazu nicht in der Lage und ich hoffe, dass „Young Hearts“ wenigstens einen kleinen Beitrag dazu leistet, das für die kommenden zu ändern.

Interview
Im Gespräch mit Anthony Schatteman

„Young Hearts“ schließt thematisch an deinen Abschlussfilm „Kiss Me Softly“ aus dem Jahr 2012 an. Dessen Protagonist war 17, Elias und Alexander aus „Young Hearts“ sind erst 14 Jahre alt. Wieso hast Du Dich diesmal einem anderen Alter gewidmet?

„Kiss Me Softly“ basiert auf meiner eigenen Beziehung zu meinem Vater. „Young Hearts“ ist eher eine Geschichte für junge Erwachsene über zwei Jungen. Ich hoffe, man wird den Film einfach als eine Liebesgeschichte sehen, eine Geschichte darüber, wie es ist, sich das erste Mal zu verlieben. Darüber, wie es ist, seinem Herzen zu folgen und ins kalte Wasser zu springen. Es geht um diese erschreckenden Gefühle, die einen überwältigen können und die jede:r kennt. Lange Zeit dachte ich, dass ich die einzige Person in meinem Umfeld bin, die als Jugendlicher gelitten hätte. Bis mir meine Großmutter, die jetzt 97 Jahre alt ist, sagte, dass sie als 13-Jährige auch nicht wusste, wer sie sein sollte. Sie wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, fühlte sich aber immer wie eine Außenseiterin, weil sie Sängerin werden wollte und zu viel Angst hatte, es zuzugeben. Es ist eine universelle und immer aktuelle Geschichte.

Dies ist dein erster Spielfilm. Wusstest du direkt, wie du ihn erzählen würdest?

Ich wusste, dass ich den Film machen wollte, den ich gerne gesehen hätte, als ich jung gewesen bin. Es gab damals keine Geschichte über Jungen, die Liebe in einer rein romantischen Weise erleben. Ich habe also alles, was ich in dem Alter gefühlt habe und was ich gerne gesehen hätte, zusammengenommen. Oder besser gesagt, was ich damals hätte sehen sollen, die Klischees miteinbezogen. Ich bin eh ein großer Fan dieser Art emotionaler Geschichten. „Titanic“ ist mein Lieblingsfilm. Das ist die Art von Kino, die ich machen will, aber in so einer Weise, dass alle Kinobesucher:innen die Filme genießen können.

Wie hast du deine jungen Hauptdarsteller gefunden, Lou Goossens und Marius De Saeger?

Es mussten Schauspieler sein, die dich davon überzeugen konnten, dass sie nur verliebt sind, aber nicht an Sex dachten. Also haben wir einen Aufruf gestartet. 1.500 Jungen haben wir gecastet, 150 pro Tag in Zehnergruppen. Das klingt jetzt nach sehr vielen, man kann aber sehr schnell feststellen, welche am fähigsten waren. Ich hatte dabei Hilfe von Oliver Roels, einem Freund von mir, der auch Kindertherapeut und -psychologe ist. Er richtete eine Art Vorstellungsspiel mit den jungen Leuten ein. Wir wählten aus der großen Gruppe die 20 Besten aus und viele von ihnen sind in dem Film in kleineren Rollen zu sehen. Ich hatte meinen Hauptdarsteller aber immer noch nicht gefunden. Marius, der Alexander spielt, habe ich beim Fußballspielen in einer Oberschule in Brüssel gefunden. Er strahlte ein großes Gefühl von Freiheit aus. Und Lou tauchte wie durch ein Wunder in einer der nächsten Casting-Runden auf. Ich lud Marius mit neun potentiellen Darstellern für Elias ein, um zu schauen, welcher am besten passen würde. Und bei den beiden passte es sofort. Das Schöne war, dass ich an dem Tag meinen engen Freund, den Regisseur Lukas Dhont („Girl“ und „Close“) dabeihatte und ihn bat, auch eine Auswahl zu treffen. Seine stimmte mit meiner Entscheidung überein.

Wie hast du das Thema des Verliebtseins an die beiden Jungen herangetragen?

Während des Castings haben wir ihnen nur erzählt, dass es sich um eine Liebesgeschichte handeln würde. Die erste Diskussion über das Thema des Films mit Lou und Marius habe ich Oliver überlassen. Ich war nicht anwesend, weil ich keinen Druck auf die beiden Jungen ausüben wollte. Als Kinderpsychiater wusste Oliver, wie er mit dem Gespräch umgehen müsste. Er konnte auch feststellen, ob diese beiden jungen Menschen dafür bereit wären oder nicht. Sowohl Lou und Marius sagten, dass sie nicht darüber nachdenken würden, ob sie nun Jungen oder Mädchen mögen. Sie wollten Teil des Films sein, weil er davon handelte, sich zu verlieben. Es gibt natürlich einen Kuss, und das war ein Moment großer Anspannung für die beiden. Ich habe bei der Szene gemeinsam mit Oliver Regie geführt, weil wir wussten, dass das nicht einfach werden würde. Sowas darf nicht unterschätzt werden, auch wenn der Film sehr süß und hoffnungsvoll ist. Wir hatten auch viele Gespräche mit den Eltern der beiden.

„Young Hearts“ handelt nicht nur von der ersten Liebe, der Film enthält auch viele autobiographische Elemente. So wie Elias Vater war auch deiner ein ziemlich erfolgreicher Sänger. Welche Erinnerungen hast Du daran?

Ich habe mich schon immer für das Showgeschäft interessiert, weil ich in ihm groß geworden bin. Ich war acht Jahre alt, als das Duo, von dem mein Vater ein Teil war, einen Preis in einer Talentshow im Fernsehen gewann. Sie haben da das Duett „Amigos per siempre“ von José Carreras und Sarah Brightman aufgeführt. Sie sangen sentimentale Lieder über das Leben. In meinem Kurzfilm und auch in „Young Hearts“ habe ich ihn zu einem Schlagersänger gemacht, weil ich der Sache einen typisch flämischen Anstrich verpassen wollte. Es ist aber viel von mir und meiner eigenen Familie in dem Film. Beinahe alles hat etwas Persönliches an sich. Deswegen habe ich den Protagonisten mit positiven Menschen aller Generationen umgeben.

Oben drauf hast du in deinem Heimatdorf gefilmt. Wie war das?

In den zwei Monaten kam ich in meinem Elternhaus unter und schlief in dem Zimmer, in dem ich bereits als Kind geschlafen habe. Das war sehr therapeutisch (lacht). Das Witzige ist, dass der Schnittmeister und das Postproduction-Team in den Niederlanden zu mir sagten, ich hätte eine Art Märchenwelt geschaffen. Dabei ist beinahe jeder Spielort einfach nur mein Dorf. Die Straße, in der Elias lebt, ist meine Straße. Es ist meine Schule. Ich habe mit dem Fahrrad denselben Weg zur Schule genommen und bin auch in diesem Fluss schwimmen gegangen. Ich wollte dem Film etwas Authentisches und etwas Nostalgisches geben. Das Gefühl, jung und sorglos zu sein. „Young Hearts“ ist zeitlich in der Gegenwart verortet, nimmt man aber die Smartphones raus, könnte es genauso gut Anfang des Jahrtausends spielen.

Du präsentierst „Young Hearts“ in der Berlinale Sektion Generation Kplus. Was bedeutet das für Dich?

Es fühlt sich wie nachhausekommen an. Mit meinem vorigen Partner lebte ich für drei Jahre in Berlin, in Neukölln. Vor drei Jahren bin ich dann wieder nach Belgien zurückgekehrt, mein Herz habe ich aber in Berlin gelassen. In der Stadt habe ich eine Art der Freiheit gefunden, die ich sonst nirgendwo erfahren habe. Du bist umgeben von Leuten, die ebenfalls nach Freiheit suchen. Es gibt auch viele Künstler:innen, was zur Lebendigkeit der Stadt, zur „joie de vivre“ beiträgt. Deswegen bezeichnen Leute Berlin jetzt als das „Alte Paris“. Die Stadt hat mich immer sehr inspiriert. Berlin hat meine Augen für die Welt geöffnet. Es ist also richtig cool für mich, dass ich meine große Premiere dort mit all meinen Freund:innen haben kann. Die Berlinale ist für mich sowieso ein wichtiges Ereignis.

Biografien

ANTHONY SCHATTEMAN (Regie & Buch), Jahrgang 1989, hat einen Abschluss der KASK School of Arts in Gent sowie einen Masterabschluss in Filmtheorie und Visuelle Kulturen von der Universität Antwerpen. In seiner Arbeit beschäftigt er sich immer wieder mit den Lebenswelten junger Menschen, ihren Beziehungen zu den Personen in ihrem Umfeld und mit ihrer aufkeimenden Sexualität. Seine Filme bilden universell verständliche Figuren ab, mit denen jede:r sich identifizieren kann, und legen besonderen Wert darauf, Emotionen abzubilden, die sich nur schwer in Worte fassen lassen.
Bereits sein erster Kurzfilm „Kiss Me Softly“ war erfolgreich auf Festivals und wurde international mit Preisen ausgezeichnet. Es folgten drei weitere Kurzfilme: „Follow Me“, „Petit Ami“ und „Hello Stranger“. 2020 führte er bei der Serie „Alive“ mit Joke Emmers und Michäel Pas Regie, die vom belgischen Fernsehsender VRT und Polar Bear produziert wurde. 2021 folgte die Jugendserie „Panna“ für SBS Belgium über vier Mädchen, die in den Straßen von Antwerpen ihren Traum verfolgen, Fußballspielerinnen zu werden. Sein letzter Kurzfilm „L’Homme Inconnu“ feierte 2021 beim Film Fest Gent Premiere. Folgend drehte er die Jugendserie „2de Zit“ für die Plattform Streamz und 2023 für Lionsgate die belgisch-irische Serie „Northern Lights“.

Filmographie (Auswahl)

  • 2012

    „Kiss Me Softly“ (KF)

  • 2015

    „Follow Me“ (KF)

  • 2016

    „Hello, Stranger“ (KF)

  • 2017

    „Petit Ami“ (KF)

  • 2021

    „Alive“ (Serie), „Panna“ (Serie), „L’Homme Inconnu“ (KF)

  • 2022

    „2de Zit“ (Serie)

  • 2023

    „Northern Lights“ (Serie)

  • 2024

    „Young Hearts“

LOU GOOSSENS (Elias) wurde 2009 im belgischen Ort Opdorp geboren. Seit seinem zehnten Lebensjahr ist er in audiovisuelle Projekte involviert. Für „Young Hearts“ übernahm er das erste Mal die Hauptrolle in einem Spielfilm. Im Laufe des Jahres 2024 wird er auch in der Serie „Moresnet“ des belgischen Regisseurs Frank Van Passel auftreten.

MARIUS DE SAEGER (Alexander) wurde 2009 in Brüssel geboren, wo er Unterricht im Bereich Theater und Sprechkunst an der dortigen Kunsthochschule nimmt. 2021 absolvierte er das Jahresprogramm des Bronks Theaters. 2022 stellte er sein Bühnentalent in „Zombie“, einer Koproduktion der Theater Bronks und Montagne Magique, unter Beweis. In „Young Hearts“ ist er das erste Mal in einem Spielfilm zu sehen.

Credits

Crew

Regie & Buch

Anthony Schatteman

Kamera

Pieter Van Campe

Schnitt

Emiel Nuninga

Musik

Ruben De Gheselle

Sounddesign

Rosanne Blokker & Meghan van der Meer

Ton

Laurens Desmet

Szenenbild

Kato Bulteel

Kostüm

Gudrun Wylleman

Maske

Jacqueline Hoogendijk & Chinouk Meu

Casting

Sien Josephine Teijssen

Produktionsleitung

Jan Ryers

Koproduzentinnen

Floor Onrust, Annabella Nezri

Produzent

Xavier Rombaut

Cast

Elias

Lou Goossens

Alexander

Marius De Saeger

Luk

Geert Van Rampelberg

Nathalie

Emilie De Roo

Fred

Dirk Van Dijck

Eine Produktion von Polar Bear
in Zusammenarbeit mit Ketnet, Voo, BETV
unterstützt durch The Flanders Audiovisual Fund (VAF) of the Government of Flanders, Screen Flanders, Tax Shelter of the Belgian Federal Government via Mohow!, Netherlands Film Production Incentive und Sabam for Culture, Benelux

im Verleih von Salzgeber