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Er flog voraus – Karl Schwanzer I Architektenpoem

ein Film von Max Gruber

Österreich 2022, 73 Minuten, deutsche OF

Kinostart: 16. Februar 2023

FSK 0

mit Nicholas Ofczarek, Thomas Girst, Angelika Hoppe

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Er flog voraus – Karl Schwanzer I Architektenpoem

Der österreichische Architekt Karl Schwanzer (1918-1975) galt schon zu Lebzeiten als Legende seines Fachs – und ist heute vor allem für das von ihm entworfene BMW-Hauptquartier in München weltbekannt. Max Grubers semidokumentarischer Porträtfilm zeigt Schwanzer als Pionier und Visionär, der Architektur als „materialisierte Poesie“ und als Instrument verstand, die Menschen glücklich zu machen. Nicholas Ofczarek schlüpft in die Rolle Schwanzers und spielt den Architekten als schillernde Persönlichkeit, leidenschaftliche Künstlerseele und ewig Suchenden, der manchmal bis zur Selbstaufgabe an der Lösung von Problemen arbeitete.

Neben mitreißenden Spielszenen präsentiert der Film eine Fülle von zum Teil unveröffentlichtem Archivmaterial – etwa von der spektakulären Aktion, bei der Schwanzer für die Vorstellung seines Entwurfs für das BMW-Gebäude eine ganze Etage des Bürohauses in den Bavaria Filmstudios nachbauen ließ. Zu Wort kommen Expert:innen und Weggefährt:innen Schwanzers wie Laurids Ortner, Heinz Neumann, Boris Podrecca, Wolf D. Prix, Andrea und Diether S. Hoppe. Ein dichter, vielstimmiger Architekturfilm – und weit mehr als das: ein Film über künstlerisches Schaffen, kreative Leidenschaft und bedingungslose Hingabe an ein Werk.

Trailer

Galerie

Director's Statement
Max Gruber über Karl Schwanzer und seinen Film

Der Film „Er flog voraus. Karl Schwanzer. Architektenpoem“ geht auf die Initiative von Martin Schwanzer, dem jüngeren Sohn des Architekten zurück. Martin Schwanzer, selbst Architekt, hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Nachlass seines Vaters wissenschaftlich aufbereiten zu lassen und gemeinsam mit seinem Bruder Berthold dem Wien Museum zu überantworten. Das Haus wahrt das Erbe der bedeutendsten Architekten der Stadt – Otto Wagner, Josef Hoffmann und Adolf Loos. Es war unbestritten, dass es Karl Schwanzer gebührte, in diesen Kreis aufgenommen zu werden, und im Mai 2018 kam es zur feierlichen Einbringung des Karl Schwanzer Archivs in den Bestand des Museums.

Dabei stellte sich die Frage nach der Gestaltung des Festakts. Diese Aufgabe fiel mir zu und eine Anregung wurde mir gleich mit gegeben: Nicholas Ofczarek wäre doch ein idealer Darsteller für Karl Schwanzer. Nicht nur wegen einer gewissen Ähnlichkeit im Äußeren, auch von Temperament, Ausstrahlung und seiner gesamten Persönlichkeit her… Dem konnte und wollte ich nicht widersprechen. Die Frage war nur, wie man einen vielbeschäftigten Schauspieler wie Nicholas Ofczarek, der sich seine Rollen aussuchen kann und sie mit großem Bedacht wählt, für dieses Projekt gewinnt. Diese Aufgabe löste letztlich Karl Schwanzer selbst, mit seinen eigenen Worten, festgehalten in dem von ihm mitverfassten und herausgegebenen Buch „Architektur aus Leidenschaft“. Das Buch ist nichts weniger als Karl Schwanzers architektonisches Credo und Vermächtnis, doch was er darin schreibt, geht weit über Betrachtungen zur Architektur hinaus. Es sind Gedanken eines großen Humanisten, eines wachen, weltgewandten und unvoreingenommenen Geistes, eines visionären, kühnen Denkers, der den Mut aufbrachte, ins Unbekannte aufzubrechen. Schwanzers Betrachtungen faszinieren bis heute. Ich bin ihnen zum ersten Mal bei der Arbeit an der Graphic Novel „Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft“ begegnet, die ich mit Benjamin Swiczinsky, der die Illustration gestaltete, im Auftrag von Martin Schwanzer verfassen durfte. Eine Graphic Novel über einen Architekten war etwas Neues und die Bildhaftigkeit eines Comics eine Dimension, die sich für die Erzählung von Karl Schwanzers Leben förmlich aufdrängte. Umso erstaunlicher, dass die Graphic Novel über Karl Schwanzer die erste ihrer Art war. Es hat seinen Sohn Martin Schwanzer zurecht mit Stolz erfüllt, diese Idee als erster verwirklicht zu haben. Wenig später erschienen Graphic Novels über Mies van der Rohe und Corbusier – aber „Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft“ kam zuerst, eine Pionierleistung die einem visionären Charakter mehr als angemessen schien. Inhaltlich erzählte die Graphic Novel Karl Schwanzers Leben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, eben die Entstehung des Buchs „Architektur aus Leidenschaft“.

Ich schlug Nicholas Ofczarek vor, ihm ausgehend von Schwanzers Schriften und den Beiträgen wichtige Begleiter und Weggefährten einen Bühnenmonolog zu schreiben mit dem Titel „Er flog voraus“. Nichols Ofczarek genügte ein Blick in den Text, um sich bereit zu erklären, den Abend zu bestreiten. Die Veranstaltung im Mai 2018 war nicht nur ein großer Erfolg, sie sollte sich auch als Auftakt eines Filmprojekts erweisen. Denn Martin Schwanzer war seit langem der Überzeugung, dass Leben und Werk seines Vaters in einem Film festgehalten werden sollten. Ich meinte, diesen Wunsch erfüllen zu können, indem wir den Bühnenauftritt Ofczareks mitfilmen und aus der Aufzeichnung einen Film gestalten, der später den audiovisuellen Bestand des Schwanzer Archivs des Wien Museums bereichern könnte. Mit dem Aufwand nur eines Drehtags würde ein ganzer Film hergestellt werden können.

So hielten wir es auch, der Abend wurde von meinen bewährten Kameraleuten Reinhard Mayr und Josef Philipp mitgeschnitten. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht zu denken gewagt, dass diese Aufzeichnung den Grundstein für einen Kinofilm legen würde. Doch dem einen Drehtag im Mai folgten mehr als zwanzig weitere, verteilt über vier Jahre, mit einer eingeschworenen, wunderbaren Crew, die mit unendlich viel Herzblut und großem Verständnis für die äußerst beschränkten Möglichkeiten eines zunächst rein privat finanzierten Filmprojekts großartige Arbeit geleistet hat. Gedreht wurden Szenen mit Nicholas Ofczarek in der Rolle des Architekten an Originalschauplätzen wie dem Belvedere 21 und der Kapuzinergruft, Architekturaufnahmen wichtiger Bauwerke, wie des BMW Hauptgebäudes und der österreichischen Botschaft in Brasilia und Gespräche mit Persönlichkeiten, die Karl Schwanzer gekannt und erlebt haben oder mit seinem Leben und Werk in besonderer Weise vertraut sind, wie Andrea und Diether S. Hoppe, Caroline Schwanzer, Ute Woltron, Heinz Neumann, Laurids Ortner, Boris Podrecca und Wolf D. Prix.

Doch die neu gedrehten Szenen sind nur ein Teil des verwendeten Filmmaterials. Denn der Auftrag Martin Schwanzers hieß, der außergewöhnlichen, visionären Persönlichkeit seines Vaters einen unkonventionellen, ungewöhnlichen Film zu widmen. Ein Wunsch, dem ich nur allzu gerne entsprechen wollte. Die Biografie Karl Schwanzers haben Benjamin Scwiczinsky und ich schon in der Graphic Novel erzählt. Der Film sollte eine Annäherung an eine Künstlerseele sein, ein vielstimmiges, multiperspektivisches und mehrschichtiges filmisches Portrait. Die Aufzeichnung des Bühnenauftritts und die neu gedrehten Szenen repräsentierten bereits unterschiedliche Blickwinkel, die den Betrachter einmal direkt ansprechen, wenn Ofczarek als Karl Schwanzer in die Kamera spricht, dann wieder zum stillen Beobachter machen, sei es einer Bühnenperformance oder eines Gesprächs. Ergänzend hinzu kamen historisches Material aus Wochenschauen und TV-Beiträgen und einzigartige private Aufnahmen aus dem Archiv der Familie. In Summe Dutzende Stunden an Filmmaterial, die von Editor Philipp Mayer und mir in hunderten Stunden zu einem Film montiert wurden. Mehrere von Benjamin Swiczinsky gestaltete Animationssequenzen zitieren die Graphic Novel und stellen die Verbindung zwischen dem Comic und dem Film her, von dem ich hoffe, dass er dem Wunsch Martin Schwanzers gerecht wird.

Aus heutiger Sicht betrachte ich es als Glücksfall, dass wir beim Dreh und im Scheideraum lange Zeit nicht ahnten, wohin uns die Reise führen würde. Hätten wir gewusst, dass unsere Arbeit in einen Kinofilm mündet, wir wären heute noch nicht fertig, weil wir unseren Aufwand als zu bescheiden für das hohe Ziel empfunden hätten. Doch es ist gelungen und die Freude darüber ist groß, wenn auch getrübt, denn Martin Schwanzer verstarb unerwartet vor zwei Jahren. Doch er hat wichtige Szenen noch gesehen und sah seinen Wunsch in Erfüllung gehen. Mit Hilfe der Familie Schwanzer und dank großzügiger Unterstützung von Sponsoren gelang es, den Film fertig zu stellen. Auch die Kulturabteilung der Stadt Wien und das Bundesministerium für Europäische und internationale Angelegenheiten leisteten dazu einen Beitrag, für den ich sehr dankbar bin.

Der Film „Er flog voraus“ wurde später mit dem Untertitel „Karl Schwanzer. Architektenpoem“ versehen. Denn Karl Schwanzer verstand Architektur als materialisierte Poesie. Ein Gedicht Karl Schwanzers, von Nicholas Ofczarek so grandios vorgetragen, dass einem der Atem stockt, erwies sich als Leitmotiv des Films und als dessen innerste Seele. Das Gedicht mit dem Titel „Architektenpoem“ berührt universelle Fragen der menschlichen Existenz. Es ist das Sprachkunstwerk eines Mannes, der Architekten im Besitz eines Instruments wusste, die Menschen glücklich zu machen. Karl Schwanzer verstand dieses Instrument nicht nur meisterhaft zu spielen, sondern hat es auch als seine Verpflichtung betrachtet, der menschlichen Seele mit seinem Spiel Wohlbefinden, Freude und Schönheit zu bieten. Er gab sich dabei keinen Illusionen hin, welchen Preis diese Suche nach dem Glück forderte: „Mit der Lösung eines Problems ist man verkettet bis zur Selbstaufgabe. Man vergisst zu essen, zu schlafen, zu lieben…“ Das Vollendete betrachtete er als eine Arroganz.

Wohl eben deshalb ragt die Bedeutung seiner Bauwerke wie auch seiner Gedankengebäude weit über seine Zeit und dieses Land hinaus. Sie sind von universeller Gültigkeit. Diese wurde von Nicholas Ofczarek auf den Punkt gebracht, als er, während die Kamera eingerichtet wurde, seinen Text betrachtete und dazu bemerkte: „Der Mann war ein Visionär, wie der gedacht hat, da kannst du bei allem, was du machst, jeden einzelnen Satz verwenden, zur eigenen Entlastung oder um dich selbst in die Pflicht zu nehmen.“ Solche Momente werden dem Filmemacher geschenkt, wenn man das Glück hat, Nicholas Ofczarek für die Rolle eines Universalgenies wie Karl Schwanzer zu gewinnen und über diesen einen Film gestalten zu dürfen.

Biografie

Obwohl er bereits im Alter von sieben Jahren erklärt hatte, Autor und Regisseur werden zu wollen, entsprach MAX GRUBER (Regie & Buch) zunächst der familiären Erwartung, „etwas Ordentliches“ zu lernen. So wurde Gruber promovierter Jurist, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien, den USA und Frankreich und fügte dem Abschluss noch einen MBA am INSEAD in Fontainebleau hinzu. In Folge lief er akut Gefahr, als Unternehmensberater und Investmentbanker in Amerika, Asien und Europa im falschen Beruf Karriere zu machen. Gruber entzog sich mit einem radikalen Kurswechsel: Er ging nach Los Angeles und absolvierte eine Regie-, Autoren- und Schauspielausbildung an der USC Film School. Zurück in Österreich begann er im Dokumentar- und Werbefilm. Weil es nicht spurlos an ihm vorüberging, dass Ernst Jandl an seinem Gymnasium unterrichtete, agierte Gruber daneben als Texter und Frontman des Ensembles „Des Ano“, wofür ihn „Die Zeit“ zum „neuen Hauspoeten der schwarzen Wiener Schule“ ernannte. Gruber ist heute ein international ausgezeichneter Regisseur, erfolgreicher Dramatiker und Drehbuchautor zahlreicher TV-Filme, unter anderem für den „Tatort“. Zuletzt lieferte er die Vorlage für die TV-Serie „Im Netz der Camorra“ mit Tobias Moretti. Mit „Er flog voraus. Karl Schwanzer. Architektenpoem“ setzt er dem herausragenden österreichischen Architekten Karl Schwanzer ein filmischen Denkmal.

Credits

Crew

Regie & Buch

Max Gruber

Kamera

Reinhard Mayr, Josef Philipp, Lisa Vogt

Kamera München

Stephan H.Wieder

Kamera Brasilien

Cristian Dimitrius

Aerial Kamera

Stephan H.Wieder, Florian Deissenböck, Daniel Ausweger, Thomas Benesch

Montage

Philipp Mayer

Musik

Moritz Heidegger, Pit Kaufmann

Kostüm

Alfred Mayerhofer

Maske

Evgenia Popowa

Animation

Benjamin Swiczinsky

Tonschnitt und -montage

Lenja Gathmann

Titel, Grafik & VFX

Gerd Zimmermann

Setfotografie & Grafik

Florian Feuchtner

Produzent

Max Gruber

Cast

Karl Schwanzer

Nicholas Ofczarek

Thomas Girst

Angelika Hoppe

Diether S. Hoppe

Rüdiger Lainer

Gerhard Matzig

Heinz Neumann

Andreas Nierhaus

Laurids Ortner

Boris Podrecca

Wolf D. Prix

Caroline Schwanzer

Ute Woltron

Oliver Zipse

Eine Produktion von Max Gruber
gefördert von Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten, Stadt Wien, Land Niederösterreich
mit Unterstützung von ATP architekten ingenieure, BMW Group uvm.

Im Verleih von Salzgeber