Als DVD

Eismayer

ein Film von David Wagner

Österreich 2022, 87 Minuten, deutsche Originalfassung

Kinostart: 1. Juni 2023

FSK 12

Zur Filmbesprechung in der Sissy

Zur DVD im Salzgeber.Shop

Eismayer

Hart, härter, Eismayer! Der herrische Vizeleutnant Charles Eismayer gilt als gefürchtetster Ausbilder beim Österreichischen Bundesheer. Und er ist schwul – nur das darf keiner wissen. Die Liebesbeziehung zu einem Mann ist mit seinen Vorstellungen, wie ein echter Soldat zu sein hat, nicht vereinbar. Doch als der hübsche und offen schwule Rekrut Mario in seiner Truppe landet, gerät Eismayers strenge Gedankenwelt ins Wanken. Wird er seinem Image des gefühlslosen Machos treu bleiben – oder dem Ruf seines Herzens folgen?

David Wagners mitreißendes Liebesdrama beruht auf einer wahren Geschichte, die unter Österreichs Soldaten legendär ist: Charles Eismayer, der berüchtigtste Schleifer des Bundesheeres, verliebte sich in einen Rekruten und gab ihm 2014 in Galauniform auf dem Kasernenhof das Ja-Wort. Gerhard Liebmann brilliert als brüllender Eismayer, der erst nach und nach Zugriff zu seinen Gefühlen findet; Luka Dimić als selbstbewusster Rekrut Mario Falak, der seinen Ausbilder aus einem jahrzehntelangen Versteck holt.

„Eismayer“ wurde nach seiner Weltpremiere in Venedig auf Festivals weltweit gefeiert, vielfach ausgezeichnet und erhielt sieben Nominierungen für den Österreichischen Filmpreis, u.a. für den Besten Spielfilm, für die Beste männliche Haupt- und die Beste männliche Nebenrolle. Ein starkes und wichtiges Stück österreichisches Kino!

Langinhalt

Hart, härter, Eismayer! Unter Rekruten des österreichischen Bundesheeres genießt Vizeleutnant Charles Eismayer (Gerhard Liebmann) den Ruf als strengster aller Ausbilder. Wer sich unter seinem Regiment dem absoluten Gehorsam verweigert oder das hochgesteckte Maß an Disziplin nicht an den Tag legt, hat bei Österreichs gefürchtetstem „Schleifer“ garantiert nichts zu Lachen. Eismayer, mit Leib und Seele Soldat, fordert von seinen Auszubildenden körperlichen Einsatz bis an die Grenzen. Wer nicht pariert, wird niedergebrüllt. Seine gnadenlose Härte hat ihm den Status einer lebenden Legende eingebracht. Damit das auch so bleibt, darf eines niemals ans Licht kommen: Charles Eismayer ist homosexuell. Im Geheimen, vor Ehefrau (Julia Koschitz), Sohn und Kameraden verborgen, lebt er seine Liebe zu Männern aus.

Eines Tages wird ihm der neue Rekrut Mario Falak (Luka Dimić) zugewiesen, der aus seiner eigenen Homosexualität keinen Hehl macht und Eismayers Autorität die Stirn bietet. Aus anfänglicher Faszination füreinander entwickelt sich bald eine Liebe, die Eismayer dazu ermutigt, sich schließlich vor seiner Frau zu outen, die sich daraufhin von ihm trennt und mit dem Sohn aus der gemeinsamen Wohnung auszieht. Mario zieht zu ihm. Als Eismayer an Lungenkrebs erkrankt, kümmert sich Mario nicht nur um ihn, sondern wendet dessen Methoden des strengen Drills nun an ihm selbst an. Mit dem von Mario verordneten, harten Training gelingt es Eismayer den Krebs zu besiegen, so dass er den Dienst in der Kaserne wieder aufnehmen kann, auch wenn ihm aufgrund seiner gesundheitlichen Angeschlagenheit der Posten des Ausbilders entzogen wird. Nach wie vor hält er den Kameraden gegenüber seine Beziehung mit Mario geheim. Der aber will das Versteckspiel nicht länger mitspielen, macht ihm einen Antrag und will sich öffentlich mit ihm verpartnern. Aus Angst vor dem Verlust seines Ansehens lehnt Eismayer den Antrag ab. Das will Mario aber nicht hinnehmen.

Trailer

Director’s Statement
David Wagner über seinen Film

Als ich 2001 Rekrut beim österreichischen Bundesheer war, habe ich zum ersten Mal die wilden Geschichten über Vizeleutnant Charles Eismayer gehört. Auch ich habe mich vor „dem härtesten Schleifer beim österreichischen Bundesheer“ gefürchtet, ohne ihm je begegnet zu sein. Doch die Erzählungen über ihn ließen mich nie ganz los. 15 Jahre später, während meines Regiestudiums in Hamburg, habe ich recherchiert, um nach der Geschichte dieser berühmt-berüchtigten Legende zu graben. Doch was ich gefunden habe, war zu meinem Erstaunen eine Liebesgeschichte, die mich zutiefst berührt hat: Zwei Soldaten finden zueinander, in einer Welt, in der alles dagegen spricht. Die wahre Geschichte von Charles Eismayer und darüber, wie er durch Mario Falak zu sich selbst findet, ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann. Berührend, schmerzhaft, kraftvoll, aber auch skurril und komisch in unerwarteten Momenten.

Das Militär als Institution und als Lebensumfeld, toxische Männlichkeit und das sogenannte „Coming-Out“ sind für sich genommen spannende Themenfelder. Doch vor allem geht es in dieser Geschichte um einen Menschen, der Angst davor hat, sein wahres Ich zu zeigen. Der Film handelt von einem Mann, der nur zu seinem Glück finden kann, wenn er diese Angst überwindet und ein verstaubtes Männerbild hinter sich lässt, das längst ausgedient haben sollte.

Im Zuge meiner Recherche zu den Arbeiten am Drehbuch habe ich Charles Eismayer und Mario Falak persönlich kennen lernen dürfen. Ich habe viele Stunden mit den beiden verbracht und dabei vor allem zugehört und Fragen gestellt. Sogar eine Kamera durfte ich mitlaufen lassen. Je besser ich Charles und Mario kennen lernte und je mehr sie sich geöffnet haben, desto dringender wollte ich diesen Film drehen. Ich habe aber nicht nur die beiden Vorbilder für meine Protagonisten interviewt. Genauso wichtig war mir die andere Seite: Ich habe mit zahlreichen Ex-Rekruten dutzende Stunden Interviews geführt. Sie alle haben „den Eismayer“ selbst erlebt und haben auch seine Schattenseiten beleuchtet. Dabei war es sehr spannend, zu erforschen, wie sehr dieser Mensch polarisiert. Manche waren geradezu traumatisiert und hatten noch Jahrzehnte nach ihren Erlebnissen das Bedürfnis, ihrer Angst oder Wut Ausdruck zu verleihen. Andere wiederum feierten ihn als einen Helden und die Zeit beim Bundesheer als „die beste Zeit ihres Lebens“.

Aber dass Charles Eismayer schwul ist, haben die wenigsten gewusst, oder hätten auch nur ansatzweise daran gedacht. Es geht also um das Bild des Mannes und seine sexuelle Orientierung, die unmittelbar damit verknüpft zu sein scheint. Ein „echter Mann“ hat eine Frau. Ein „echter Mann“ ist ein harter Kerl, der rumbrüllt und andere zur Sau macht. Alle diese Punkte hat Charles Eismayer strategisch präzise erfüllt, um nicht aufzufliegen.

Mit diesem Charakter als Grundlage schrieb ich im Rahmen der Drehbuchwerkstatt München/Zürich/Graz mein erstes Drehbuch. Sehr schnell wurde mir von mehreren Seiten Gerhard Liebmann für die Hauptrolle vorgeschlagen. Obwohl ich ihn zuvor nicht kannte, war mir gleich nach unserem ersten Gespräch klar, dass er der absolut beste Schauspieler für diese Rolle sein würde. Kurz danach besetzte ich Luka Dimić als Mario Falak und war von der Kombination dieser beiden Männer überzeugt.

Gerade wenn Klischees aufgebrochen werden sollen, ist es notwendig, dass man seine Figuren neu denkt und ernst nimmt. Viel drückt sich da in den Dialogen aus, die mir bei der Schauspielführung sehr wichtig sind. Die Sprache, die beim Bundesheer gesprochen wird, ist sehr grob, technisch und manchmal unfreiwillig komisch. Alle Darsteller in meinem Film haben diese Sprache und eine kurze militärische Ausbildung als Vorbereitung für den Film kosten dürfen/müssen. So zu sprechen, Befehle erteilen, Befehle empfangen, das macht was mit einem.

Die Bildgestaltung für diesen Film wurde stark durch das Szenenbild beeinflusst. Da „Eismayer“ zum Großteil an Originalschauplätzen beim Militär spielt, war die Vorgabe klar: militärische Genauigkeit. Stringenz und Wiederholung. Für diese Aufgabe war mein Kameramann Serafin Spitzer genau der Richtige – ein pazifistischer Künstler und Filmakademie-Absolvent, der mit Disziplin und Genauigkeit ans Werk geht. Wir wollten jedoch keinen „coolen Look“ haben, der an die Ästhetik von amerikanischen Kriegs- oder Polizeifilmen anknüpfen würde. Unser Ziel war das Gegenteil, nämlich stets das Innenleben der Figuren abzubilden, sowie den Alltag beim Bundesheer authentisch darzustellen. Beim Bundesheer werden so viele Geschichten erzählt und überhöht, dass wir uns davon nicht bildgestalterisch mitreißen lassen wollten. Ich wollte das Wahrhaftige an der Geschichte nicht verspielen. Es ist mir auch ein Anliegen meinen kleinen Beitrag zum Thema Männlichkeitsbilder – in diesem extremen Umfeld – zu leisten. Doch vor allem möchte ich dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte gerecht werden.

Biografien

DAVID WAGNER (Regie & Buch), geboren 1982, wuchs im Speckgürtel um Wien auf. Bereits Anfang der 2000er Jahre drehte er leidenschaftlich mit seinen Freunden Kurzfilme, bis es ihn 2003 in die Filmbranche verschlug. Er lernte am Set in zahlreichen Gewerken wie ein professioneller Film entsteht. Seine späteren filmischen Ausbildungen waren ein Sommer Studium an der NYU – Tisch School of the Arts (2006) und ein Master Studium in Regie an der Hamburg Media School (2014-16). Seine Kurzfilme sind auf renommierten internationalen Festivals gelaufen, wie dem Filmfestival Max Ophüls Preis oder dem Tel Aviv Student Film Festival, und wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sein erstes Spielfilm-Drehbuch zu „Eismayer“ wurde mit dem Script Talent Award 2019 ausgezeichnet.

Filmographie (Auswahl):
  • 2004

    „AEOU“ (KF)

  • 2012

    „Meine linke Hand“ (KF)

  • 2013

    „Afrika Race – 2 Brüder zwischen Paris und Dakar“ (Doku-Mehrteiler)

  • 2015

    „Trade Queen“ (KF)

  • 2016

    „Maman und das Meer“ (KF)

  • 2017

    „In Ayahs Augen“ (KF)

  • 2018

    „Ein kuzer Scheissfilm“ (KF)

  • 2022

    „Eismayer“

GERHARD LIEBMANN (Charles Eismayer) wurde 1970 in der Steiermark geboren. Neben dem Studium der Germanistik und Philosophie in Graz begann er ein Schauspielstudium. Er war Ensemblemitglied des Landestheater Linz und der Vereinigten Bühnen Graz. Sein Auftritt in dem Kinofilm „Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott“ (2009) machte ihn einem breiteren Publikum bekannt. Seither ist Gerhard Liebmann in zahlreichen Hauptrollen in Kino und Fernsehen zu sehen gewesen. 2014 wurde er mit dem Österreichischen Filmpreis als bester Hauptdarsteller (in „Blutgletscher“) und mit dem Diagonale Schauspielpreis ausgezeichnet.

LUKA DIMIĆ (Mario Falak) wurde 1986 als Sohn eines Serben und einer Kroatin in Sarajewo geboren. Er kam als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland und studierte bis 2013 an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg Schauspiel. Bereits während des Schauspielstudiums war er auf verschiedenen Bühnen zu sehen und trat in mehreren ausgezeichneten Kurzfilmen der HFF auf. Seit 2017 gehört er zum fixen Ensemble des Konzert Theater Bern. Im August 2014 trat Dimić im Rahmenprogramm der Biennale di Venezia als „Luka“ in dem Theaterprojekt „Heritage, Gender and Identity: a Complex Sense of Belonging“ von Falk Richter auf. 2015/16 spielte er am Theater der Jugend in Wien die Titelrolle des „assigen Russenfreunds“ in „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf, wofür er mit dem Nestroy-Theaterpreis als bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet wurde. In einem 2021 im SZ-Magazin veröffentlichten Interview outete sich Dimić gemeinsam mit 185 lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspieler:innen. Gemeinsam mit Eva Meckbach und Karin Hanczewski initiierte er die Initiative #actout, um in der Gesellschaft mehr Akzeptanz zu gewinnen und um in seiner Branche mehr Anerkennung in Film, Fernsehen und auf der Bühne zu fordern.

Credits

Crew

Regie & Buch

David Wagner

Kamera

Serafin Spitzer

Schnitt

Stephan Bechinger

Szenenbild

Thiare Galleguillos, Raphael Caric

Kostümbild

Monika Buttinger

Maskenbild

Julika Leiendecker, Nora Conradi

Musik

LYLIT

Originalton

Claus Benischke-Lang

Sound Design

Nora Czamler, Atanas Tcholakov

Sound Mischung

Manuel Meichsner

Casting

Nicole Schmied

Produktionsleitung

Christine Schwarzinger

Produzent:innen

Arash T. Riahi, Sabine Gruber

Cast

Charles Eismayer

Gerhard Liebmann

Mario Falak

Luka Dimić

Christina Eismayer

Julia Koschitz

Striegl

Anton Noori

Karnaval

Christopher Schärf

Hierzberger

Karl Fischer

Dominik Eismayer

Lion Tatzber

Eine Produktion der Golden Girls Film
mit Unterstützung des Filmfonds Wien, Österreichisches Filminstitut, Filmstandort Austria, Land Niederösterreich (Abteilung Kunst und Kultur), Land Steiermark Cine Art (Abteilung Kultur, Europa, Sport)
in Zusammenarbeit mit dem ORF Film/Fernseh-Abkommen
in Koproduktion mit ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE

Im Verleih von Salzgeber