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Die glitzernden Garnelen

ein Film von Cédric Le Gallo & Maxime Govare

Frankreich 2019, 100 Minuten, französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

FSK 12

Kinostart: 5. Dezember 2019

Jetzt streamen im Salzgeber Club

mit Nicolas Gob, Alban Lenoir, Michaël Abiteboul u.a.

Die glitzernden Garnelen

Nach einem homophoben Statement im Fernsehen wird der Vize-Schwimmweltmeister Matthias Le Goff von seinem Verband zu einem besonderen Job verdonnert: Er muss die schwule Wasserball-Mannschaft „Die glitzernden Garnelen“ trainieren und für die Gay Games in Kroatien fit machen. Besonders irritierend ist für ihn, dass es den Garnelen weniger um den Wettkampf geht, sondern vor allem darum, gemeinsam eine schillernde Zeit zu haben – und nebenbei auch noch die heißesten queeren Athleten der Welt kennenzulernen. Auf der Busfahrt zu den Spielen gewinnt das Chaos endgültig die Oberhand.

Cédric Le Gallos und Maxime Govares queere Sport-Komödie basiert auf den eigenen Erfahrungen Le Gallos in einem schwulen Wasserball-Team, mit dem er seit sieben Jahren von Turnier zu Turnier reist. Der Film über Freundschaft und die Kraft der nicht-heterosexuellen Gemeinschaft feiert das Anderssein ebenso wie den Spaß am glamourösen Exzess und begeisterte in Frankreich über eine halbe Million Zuschauer_innen im Kino. Im Dezember glitzern die Garnelen auch auf den deutschen Leinwänden.

Trailer

Interview

Co-Regisseur und Co-Autor Cédric Le Gallo im Gespräch

Was ist eine „glitzernde Garnele“?
Der Team-Name „Glitzernde Garnelen“ stammt von meinem eigenen Wasserball-Team. Die Idee kam mir eines Abends im Pool: „Garnele“ für den Wasser-Aspekt – und „glitzernd“ für die Party- Komponente.

Wie kamst Du zum Wasserball?
Es gab eine Zeit, da hatte ich gar keine schwulen Freunde. Eines Tages überzeugte mich eine Freundin davon, mir das Team einmal anzusehen. Als ich die Gruppe zum ersten Mal traf, war ich sofort von der freundlichen Atmosphäre begeistert. Ich kam wieder – und kurz darauf spielte ich in Turnieren. Die anderen Mitglieder und ich wurden nicht nur Sportskameraden, sondern auch beste Freunde. Sie kennenzulernen, hat wirklich mein Leben verändert. Ich hätte nicht gedacht, dass Teil einer Gruppe zu sein so wichtig für mich sein würde, um aus mir herausgehen zu können und mich so zu akzeptieren, wie ich bin.

Warum ein schwules Wasserball-Team?
Weil wir uns im Team gegenseitig von unseren Problemen erzählen können, von unseren Höhen und unseren Tiefen. Von Sexualität, zwischenmenschlichen Beziehungen, Romanzen. Die Umkleidekabinen-Witze sind nicht ganz die gleichen wie mit Heteros. Es ist gut, die Möglichkeit zu haben, auch das miteinander zu teilen. Und wir alle mögen es, zu feiern, zu tanzen und sich in Schale zu werfen. Das habe ich schon seit meiner Jugend gerne getan. Wir dehnen also irgendwie unsere Teenagerjahre noch etwas aus.

Sind die „Glitzernden Garnelen“ also auch ein Gemütszustand?
Natürlich! Jahrelang hat mein Wasserballteam jedes Match verloren. Aber wir setzten vor allem auf unseren Ausdruck und unsere Kostüme. Uns ging es nicht unbedingt darum, ganz oben auf dem Podest zu stehen, wir wollten lieber den Preis für die „beste Atmosphäre“. Wir lieben Wasserball wirklich. Es ist ein großartiger Sport, um mal Druck abzulassen. Vor allem geht es uns darum, zusammen eine gute Zeit zu verbringen.

Wann wurde Dir klar, dass diese Geschichte sich für einen Film eignen würde?
Es ist schon ziemlich verrückt, diese Erfahrung einer so engen kollektiven Freundschaft zu machen – es ist eine Erfahrung, die man sonst vielleicht eher als Jugendlicher macht. Wir sind Freunde, die vieles gemeinsam haben, aber zugleich völlig unterschiedlichen Jobs nachgehen, aus allen Altersgruppen kommen und unterschiedliche Geschichten zu erzählen haben. Schon zu sagen, man sei in einem schwulen Wasserball-Team, brachte Leute auf Partys zum Lächeln. Es ist ja schon an sich eine kuriose Sportart, und der schwule Aspekt weckt das Interesse der Leute noch ein bisschen mehr. Die Idee zum Film kam mir, als ich mein Kurzfilm-Programm SCÈNES DE CULTE für Canal+ Séries gemacht habe. Ich sprach mit einem unserer beiden späteren Produzenten, Édouard Duprey, darüber und sah, wie seine Augen zu leuchten begannen. In dem Moment hatte ich das Thema für meinen ersten Langfilm gefunden und begann zu schreiben. Mein Wasserball-Team war zwar Inspiration, aber nun brauchte ich eine richtige Geschichte, die man erzählen konnte. Also entwarfen Maxime Govare und ich den Konflikt zwischen einem homophoben Coach und den „Glitzernden Garnelen“ als eine Konfrontation zwischen zwei fundamental entgegengesetzten Welten.

In welchem Ausmaß existieren die Filmfiguren im echten Leben?
Keine der Figuren entspricht exakt einer echten „Garnele“. Es sind Archetypen, mit denen sich jeder identifizieren kann. Zum Beispiel spiegelt die Figur Cédric wider, was einige Mitglieder aus meinem Team, die langjährige Beziehungen führen, durchmachen – nämlich ihre Zeit zwischen Familie und Freunden aufteilen zu müssen. Eine „Garnele“ zu sein erfordert viel Zeit und Energie. Wir sind eine sehr enge Gemeinschaft mit unserem eigenen Sinn für Humor, mit Insidergags, Gewohnheiten und gemeinsamen Erinnerungen. Es ist schwer, uns zu trennen. Die Trans-Figur Fred gibt es im echten Leben nicht, aber wir sind alle ein bisschen wie Fred mit ihrer spektakulären Zurschaustellung, ihrer Leidenschaft für Choreografie und ihrem Modebewusstsein. Drei oder vier Mitglieder meines Teams sind tatsächlich wie Fred. Sie haben noch nicht mit ihrer Transition begonnen, aber sie haben diese theatralische Eigenschaft von ihr. Sie wollen nicht in erster Linie für ihre sportlichen Fähigkeiten im Rampenlicht stehen.

Welche Figur ist Dir am ähnlichsten?
Eigentlich steckt in allen Figuren etwas von mir, in unterschiedlichen Stadien meines Lebens. Vor sieben Jahren war ich wie Vincent, als ich damit anfing, Wasserball zu spielen. Ich bin ein bisschen wie Fred mit ihrem Hang zur Zurschaustellung. Ich bin ein bisschen wie Xavier mit seiner schwelgerischen Seite, und wie Alex, wenn ich romantische Beziehungen idealisiere. Cédric ist wahrscheinlich die Figur, die mir am wenigsten ähnelt.

Damit ein Ensemblefilm funktioniert, muss es Charaktere mit sehr unterschiedlichen Dynamiken geben.
Ja, jeder muss seine eigenen Herausforderungen haben. Das ist wirklich wichtig. Die allgemeine Herausforderung ist die Teilnahme an den Gay Games, aber jeder hat sein eigenes Ziel. Für Fred bedeutet das, den Ablauf richtig hinzubekommen. Für Jean ist es wichtig, Zeit mit seinen besten Freunden zu verbringen, während er ein großes Geheimnis vor ihnen verbirgt. Vincent begibt sich auf die Entdeckungsreise eines jungen schwulen Mannes, der gerade nach Paris gekommen ist. Alex will Jean zurückgewinnen, die Liebe seines Lebens. Cédric wiederum will sich mit seiner Familie und seinen Freunden versöhnen. Jeder hat seine eigene Reise.

Das zugrunde liegende Thema ist der Triumph des Humors über den Ernst des Lebens. Der Ernst wird von der Figur Matthias verkörpert, der sehr streng ist, ein sehr striktes Leben führt und nur ein Ziel hat: internationaler Schwimm-Champion zu sein, selbst wenn das bedeutet, die Beziehung zu seiner Tochter zu opfern. Den „Garnelen“ geht es um Freude und Lachen. Humor wird im Kino oft unterschätzt. Ich halte das für falsch. Humor ist auch ein Schrei nach Freiheit, ein Weg, um sich von seiner Last zu befreien. Ihr Sinn für Humor hilft den „Garnelen“, sich gegenseitig zu helfen und sich dabei besser zu fühlen.

Viele Leute fühlen sich an Filme wie GANZ ODER GAR NICHT (1997) oder PRIDE (2014) erinnert. Hattest Du diese Filme auch als Referenz im Kopf?
Ja, unbedingt! PRIDE ist eine Konfrontation zwischen zwei entgegengesetzten Gruppen – auf der einen Seite stehen die hochgradig extrovertierten Schwulen, auf der anderen eine Reihe von homophoben Figuren. Mehr als GANZ ODER GAR NICHT war aber PRISCILLAKÖNIGIN DER WÜSTE (1994) ein Vorbild, da es darin den Aspekt des extravaganten Road-Trips gibt. Wir hatten auch an LITTLE MISS SUNSHINE (2006) gedacht, wegen der Vielfalt der Gruppe. Die „Garnelen“ funktionieren wie eine Familie, mit allen ihren Spannungen und Schatten der Vergangenheit, aber auch mit jeder Menge Zärtlichkeit.

Wie hast Du mit Maxime Govare zusammengearbeitet?
Ist es schwer, mit jemandem zu kollaborieren, wenn es darum geht, die ganz eigene Geschichte zu erzählen?Es war die Idee der Produzenten, unsere Kräfte zu vereinen, da ich noch nie zuvor einen Langfilm geschrieben hatte. Es ist nicht leicht, alleine zu arbeiten. Und wir merkten schnell, dass wir uns wirklich gut ergänzten. Maxime hatte schon bei zwei Filmen Regie geführt, TOUTE PREMIÈRE FOIS und DADDY COOL, und außerdem für viele TV-Filme Drehbücher geschrieben. Er hat die Figur des Matthias ausgestaltet. Die Tatsache, dass wir so unterschiedlich sind, hat das Skript wirklich noch mal auf ein anderes Level gebracht. Ich konnte an jemandem, der die „Garnelen“ nicht kennt, direkt austesten, ob er sagen würde „Moment mal, das verstehe ich nicht!“ Das schützte uns letztlich auch davor, dass wir einen Nischenfilm machen würden. Die Herausforderung bestand darin, diese Welt für so viele Leute wie möglich zugänglich zu machen, ohne sie unauthentisch wiederzugeben.

Wie lief das Casting der „Garnelen“?
Das war eine knifflige Angelegenheit. Wir hatten das Glück, mit der tollen Casting-Direktorin Coralie Amedeo zusammenzuarbeiten. Jedes Mal, wenn ein Schauspieler, der durch ein Video-Vorsprechen im Voraus ausgewählt wurde, in den Casting-Raum kam, war es wie Liebe auf den ersten Blick. Wir wussten, dass er der Richtige für die Rolle war, noch bevor die Szene überhaupt anfing. Durch die Art, wie er „Hallo“ sagte, wie er den Raum betrat, konnten wir bereits die Figur sehen. Am schwierigsten war es, jemanden für die Rolle von Fred zu bekommen. Anders als in den USA gibt es nur sehr wenige trans Schauspieler*innen in Frankreich. Wir wollten unbedingt eine finden, doch nach einem offenen Casting-Aufruf über mehrere Wochen hatten wir immer noch nicht die richtige Person. Dann traf ich im „Madame Arthur“-Cabaret in Pigalle auf Romain Brau – und wir hatten Fred gefunden.

Biografien

CÉDRIC LE GALLO war bereits als Journalist, Fernsehreporter und Dokumentarfilmregisseur tätig. Außerdem stand er mit seiner eigenen Theatergruppe auf der Bühne. 2015 entwickelte er die TV- Comedy-Reihe SCÈNES DE CULTE für Canal+ Séries. Er schrieb, inszenierte und spielte in allen 20 Episoden. DIE GLITZERNDEN GARNELEN, für die er sich von seinen eigenen Erfahrungen in einem schwulen Wasserball-Team hat inspirieren lassen, ist sein Spielfilmdebüt als Co-Autor und Co-Regisseur.

MAXIME GOVARE, Jahrgang 1980, hat als Co-Autor und Co-Regisseur zusammen mit Noémie Saglio die Fernsehkomödie LES VOIES IMPÉNÉTRABLES (2012) gedreht. Letztere gewann auf dem L’Alpe d’Huez Film Festival den Hauptpreis. Es folgten zahlreichen Skripts für TV-Serien und die Familienkomödie DADDY COOL (2017). DIE GLITZERNDEN GARNELEN, den er zusammen mit Cédric Le Gallo geschrieben und inszeniert hat, ist Govares dritter Kinofilm.

Credits

Cast

Matthias Le Goff

Nicolas Gob

Jean

Alban Lenoir

Cédric

Michaël Abiteboul

Alex

David Baïot

Joël

Romain Lancry

Xavier

Geoffrey Couët

Fred

Romain Brau

Vincent

Félix Martinez

Crew

Buch & Regie

Cédric Le Gallo & Maxime Govare

Zusammenarbeit Drehbuch

Romain Choay

Kamera

Jérôme Almeras

Schnitt

Samuel Danesi

Szenenbild

Nicolas Migot

Ton

David Rit, Grégoire Couzinier

Kostüme

Matthieu Camblor, Marion Moules

Maske

Anne Caramagnol

Casting

Coralie Amedeo, Dorothée Auboiron

Musik

Thomas Couzinier, Frédéric Kooshmanian

Produzenten

Renaud Chélélékian, Édouard Duprey

Ausführende Produzenten

Rodolphe Duprez, Abdelhadi El Fakir, Yann Girard

eine Produktion von Les Improductibles und Kaly Productions
unter Beteiligung von Charades, Canal+ und Ciné+
in Zusammenarbeit mit Indéfilms 7
mit Unterstützung von Région Grand Est und Communauté d’Agglomération Mulhouse Alsace
in Partnerschaft mit dem CNC

im Verleih von Salzgeber
kofinanziert durch das Programm Creative Europe Media der Europäischen Union