als VoD

Made in Taiwan

ein Film von Monika Treut

Deutschland/Taiwan, 2005, 30 Minuten, Originalfassung mit Untertiteln

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Made in Taiwan

Yi-Chun liebt das Tanzen. Sie besucht an ihrem Gymnasium den Ballettunterricht, mit viel Disziplin, auch wenn die Übungen schmerzen. „Made in Taiwan“ ist ein feinfühliges Porträt einer 17-jährigen Taiwanesin, die uns teilhaben lässt an ihren ganz persönlichen Sorgen und Freuden. Die junge Frau isst gerne, doch jede Nahrungszufuhr wird von ihrer Familie argwöhnisch beobachtet, die kleinste Gewichtszunahme ist für ihre Tanzkarriere hinderlich. Ihr Voice-Over erzählt von ihrem Schulalltag, der einer strengen Dramaturgie unterworfen ist: der Wecker klingelt um 5:45 Uhr, zu Hause ist sie oft erst um 19 Uhr, dann Hausaufgaben machen, duschen und ins Bett – für einen festen Freund hast sie weder Zeit noch Energie. Der erlösende Ausbruch aus der Routine ist der jährliche Schulausflug ans Meer: Karaoke im Bus, Süßigkeiten und Rummelplatz sorgen für gute Stimmung.

Die Filmemacherin Monika Treut beobachtet das jugendliche Treiben ohne zu werten, immer in behutsamer Nähe des Gesichtes ihrer Protagonistin. Die dynamische Handkamera lässt uns eintauchen in das schillernde Treiben von Taipeh: die bunten Leuchtreklamen, gigantische Kaufhäuser, die durchgehend geöffnet sind, Menschenmassen überall. Yi-chun wird vom Sog der Großstadt fort getragen. Sie befürchtet, dass Taiwan eines Tages vom Riesen China verschluckt wird. Sie träumt davon, ihre Sachen zu packen und zu verschwinden, vielleicht nach Europa. Kreischend stürzt sie auf der Achterbahn in die Tiefe – wie beim Tanzen genießt sie die Leichtigkeit des freien Falls und strahlt in die Kamera. (Text: Sascha Bleuler, Visions du Réel)

Trailer

Galerie

Biografie

Seit knapp 40 Jahren prägt die lesbische Regisseurin, Autorin und Produzentin MONIKA TREUT mit ihren lustvoll-subversiven Spiel- und Dokumentarfilmen das queere Kino in Deutschland und der ganzen Welt. Geboren am 6. April 1954 in Mönchengladbach, studierte sie in Marburg Germanistik und Politik (Staatsexamen 1978) und promovierte 1984 mit der Dissertation „Die grausame Frau. Zum Frauenbild bei de Sade und Sacher Masoch“. Im selben Jahr gründete sie mit Elfi Mikesch die Hyäne Filmproduktion in Hamburg. Es folgte eine Theaterregie-Assistenz bei Werner Schroeter am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als zentrale Figur der freien deutschen Filmszene ging sie Ende der 80er in die USA und gab mit ihrem konventionskritischen Ansatz und ihrer progressiven Perspektive auf lesbisch-schwule Sexualität dem gerade entstehenden New Queer Cinema entscheidende Impulse.

Zu ihrem Werk gehören das sadomasochistische und von der damaligen Presse leidenschaftlich angefeindete Liebesdrama „Verführung: Die grausame Frau“ (1985), das abenteuerliche Sex-Melodram „Die Jungfrauenmaschine“ (1988), die in New York gedrehte Familienkomödie „My Father Is Coming“ (1991), der in San Francisco entstandene und vielfach preisgekrönte trans*futuristische Dokumentarfilm „Gendernauts“ (1999) und das lesbische Coming-of-Age-Drama „Von Mädchen und Pferden“ (2014). Ihre Spiel- und Dokumentarfilme erhielten Preise in Deutschland, Italien, Brasilien, England, den USA und Griechenland. Retrospektiven fanden bisher in Ankara, Bern, Lyon, New York City, Seoul, Hamburg, Bogota, Buenos Aires, Tel Aviv, Cambridge, Bologna, Los Angeles, Toronto, Mexiko City, Lissabon, Thessaloniki, Athen, Sao Paolo, Helsinki, Taipeh, Warschau, Prag und Rio de Janeiro statt. 2017 wurde Treut für ihr Lebenswerk mit dem Special Teddy der Berlinale ausgezeichnet. Zwischen den Filmprojekten unterrichtet sie an Universitäten in Kalifornien und New York und schreibt Beiträge für Bücher und Zeitschriften. Seit 2018 vertritt sie die Professur für Medien an der Universität Hildesheim.

Filmographie (Auswahl)

  • 1985

    „Verführung: Die grausame Frau“ (Buch, Regie und Produktion zusammen mit Elfi Mikesch)

  • 1988

    „Die Jungfrauenmaschine“ (Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit NDR; Bester Spielfilm und Darstellerpreis für die Hauptdarstellerin Ina Blum, IFF Turin 1989)

  • 1991

    „My Father Is Coming“ (Co-Autorin, Regie und Produktion; Co-Produktion mit NDR; Bester Spielfilm, IFF Turin 1991; John Babuscio Award, Britisches Filminstitut 1993)

  • 1992

    „Female Misbehaviour“ (KF-Dok.-Programm, bestehend aus „Bondage“, „Annie“, „Dr. Paglia“, und „Max“; Buch, Regie und Produktion)

  • 1994

    „Let’s Talk About Sex / Erotique“ (Kompliationsfilm; Buch und Regie)

  • 1997

    „Didn’t Do It For Love“ (Dok.; Buch und Regie; Produktion: Irene von Alberti, Filmgalerie 451)

  • 1999

    „Gendernauts“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit WDR/arte; Spezialpreis der Teddy-Jury, IFF Berlin 1999; Publikumspreis, IFF Turin 1999; Publikumspreis, Mix Brasil Sao Paolo 1999)

  • 2002

    „Kriegerin des Lichts“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Publikumspreis Internationales Dokumentarfilmfestival Thessaloniki 2002; nominiert für den Grimme-Preis 2003)

  • 2005

    „Den Tigerfrauen wachsen Flügel“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit PTS, Taiwan; Bester Dokumentarfilm, San Diego Women’s Film Festival 2007)

  • 2005

    „Made in Taiwan“ (Dok. für die 3-sat Reihe „Mädchengeschichten“; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion mit ZDF/3-sat und PTS-Taiwan)

  • 2009

    „Ghosted“ (Co-Autorin, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit Chi & Company, PTS, Taiwan, und ZDF/3-sat; Special Achievement Award, IFF Turin 2009)

  • 2012

    „Das Rohe und das Gekochte“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit PTS, Taiwan)

  • 2014

    „Von Mädchen und Pferden“ (Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films und Salzgeber; Spezialpreis für das Beste weibliche Ensemble, Image et Nation Montreal; Bester Spielfilm, Festival Equinale)

  • 2016

    „Zona Norte“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion; Co-Produktion von Hyena Films mit ZDF/3sat)

  • 2021

    „Genderation“ (Dok.; Buch, Regie und Produktion)

ELFI MIKESCH (Kamera), 1940 in Judenburg (Österreich) geboren, lebt seit 1964 in Berlin. Seit 1976 Dokumentar- und Spielfilme als Regisseurin und Kamerafrau, zudem Arbeit als Fotografin. Bildgestaltung für Monika Treut, Werner Schroeter, Rosa von Praunheim. Sie bekam Auszeichnungen für Regie und Bildgestaltung. Lehraufträge an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Universität der Künste in Berlin und Hamburg. Ihr Werk wurde in mehreren Retrospektiven präsentiert, das analoge Werk wurde durch die Deutsche Kinemathek restauriert. Seit 1991 ist Elfi Mikesch Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Für ihre künstlerische Lebensleistung erhielt sie 2014 den Spezialpreis des Teddy Awards. 2018 fand in der Akademie der Künste die Ausstellung „Abfallprodukte der Liebe“ über ihr Leben und Werk und das ihrer künstlerischen Wegbegleiter Rosa von Praunheim und Werner Schroeter statt.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1978

    Filmband in Silber für „Ich denke oft an Hawaii“

  • 1980

    Filmband in Silber für „Execution: A Story of Mary“

  • 1992

    Deutscher Kamerapreis für „Malina“ (Regie: Werner Schroeter)

  • 1997

    3sat Dokumentarfilmpreis

  • 2006

    Deutscher Kamerapreis: Ehrenkamera

  • 2010

    Friedrich-Wilhelm-Murnau-Filmpreis

  • 2014

    Spezialpreis des Teddy Awards für ihre künstlerische Lebensleistung

Credits

Crew

Regie, Buch & Produktion

Monika Treut

Kamera

Elfi Mikesch

Ton

Yang Chia Hao

Regieassistenz

Wen Cheng

Schnitt

Angela Christlieb

Redakteurinnen

Nicole Baum, Jessie Shih

Cast

Mit

Yi-chun, ihrer Familie und der Tanzklass des Chiang-Kai-shek Gymnasiums in Taipeh

Eine Co-Produktion von Hyena Films mit PTS-Taiwan für ZDF/3sat

im Verleih von Salzgeber

Weitere Filme von Monika Treut

Verführung: Die grausame Frau

ein Film von Elfi Mikesch & Monika Treut

Die Jungfrauenmaschine

ein Film von Monika Treut

My Father Is Coming

ein Film von Monika Treut

Female Misbehavior

vier dokumentarische Kurzfilme von Monika Treut

Didn't Do It For Love

ein Film von Monika Treut

Gendernauts

ein Film von Monika Treut

Den Tigerfrauen wachsen Flügel

ein Film von Monika Treut

Ghosted

ein Film von Monika Treut

Das Rohe und das Gekochte

ein Film von Monika Treut

Von Mädchen und Pferden

ein Film von Monika Treut

Genderation

ein Film von Monika Treut