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Bester Mann

ein Film von Florian Forsch

Deutschland / Österreich 2018, 44 Minuten, deutsche Originalfassung

FSK 12

VoD-Start: 7. Mai 2020

Zur Besprechung in der Sissy

Zur DVD im Salzgeber.Shop

Bester Mann

Gemobbt zu werden ist für den schüchternen Teenager Kevin Alltag. Doch eines Tages kommt ihm ein Unbekannter auf einem Motorrad zu Hilfe. Kevin ist sofort fasziniert von Bennie, der etwa doppelt so alt ist wie er. Auch weil der ihm erzählt, dass er als Talentscout arbeitet und in seinem Bungalow professionell Fotos macht. Zunächst ist Kevin begeistert, dass Bennie auch ihn fotografieren will. Doch die Bilder werden viel freizügiger, als der Junge dachte.

„Bester Mann“ ist eine Geschichte über Missbrauch, die Verletzlichkeit von Jugend und darüber, wie gut sich Verbrechen hinter einer einfachen Ideologie verbergen lassen. Für die ebenso verstörende wie alltägliche Geschichte wurde Regisseur Florian Forsch 2018 mit dem Max Ophüls Preis (Bester mittellanger Film) ausgezeichnet und für den Österreichischen Filmpreis nominiert.

Trailer

Interview
Fünf Fragen an Florian Forsch

Wie bist Du zu dem Stoff und der Geschichte gekommen – und warum fandest Du, dass diese Geschichte erzählt werden muss?
Ich wollte ursprünglich einen Film darüber machen, wie Jugendliche für die rechtsextreme Szene geködert werden. Während der Recherche bin ich auf einen Fall gestoßen, bei dem ein Anführer der Szene noch wesentlich weiter gegangen ist. Er hat die Jugendlichen an Freier verkauft, um damit die Szene finanziell zu unterstützen. Daraufhin habe ich mich eine Weile mit den Strategien beschäftigt, die diese Täter anwenden, und kam so schließlich zu dem fiktiven Fall, den der Film erzählt. Den Tätern spielt es in die Karten, das es sich um ein Tabu handelt. Ich glaube, um dieser Art von Verbrechen wirkungsvoll entgegen zu treten, braucht es vor allem einen anderen gesellschaftlichen Umgang damit. Einfach nur härtere Strafen zu fordern ist zu kurz gegriffen.

Wie lange hast Du an dem Film gearbeitet, in welche Bereiche und Milieus hat Dich die Recherche geführt?
Ich habe ca. sechs Monate recherchiert. In der Zeit bin ich mehrmals in die Kleinstadt in Thüringen gefahren, in der sich die bereits erwähnten Taten ereignet haben, um Kontakte mit Zeugen zu knüpfen und ein Gefühl für die Lebenswirklichkeit vor Ort zu bekommen. Ein paar Kontakte zu Betroffenen und Tätern liefen nur übers Internet, weil nicht alle für ein persönliches Treffen bereit waren. Eine große Hilfe waren Journalisten, die sich viele Jahre mit der Thematik auseinander gesetzt hatten, und die Beratungsstelle Zartbitter. Als die Recherche abgeschlossen war und eine erste Buchfassung stand, hat es ziemlich genau ein Jahr gedauert, bis der Film fertig war.

Du arbeitest viel mit vielen Leerstellen, mit Nicht-Gezeigtem. War Dir dieser Aspekt in der Dramaturgie und visuellen Gestaltung besonders wichtig?
Ich finde Auslassungen als Stilmittel unglaublich interessant. Als Zuschauer genieße ich die Momente in Filmen am meisten, in denen ich selbst gefordert bin. Das macht es irgendwie interaktiv. Darum und weil ich nicht die Straftat selbst, sondern die Manipulation in den Fokus rücken wollte, habe ich schon im Drehbuch mit Auslassungen gearbeitet. Die wurden dann auch zum Konzept für die audiovisuelle Umsetzung.

Wie hast Du Deine beiden Hauptdarsteller gefunden? Und was war Dir beim Casting wichtig?
Ganz konventionell durch Castings. Dafür haben wir uns relativ viel Zeit genommen. Für mich ist die Besetzung eine intuitive Sache. Du siehst eine Person in der Rolle und kannst dir plötzlich keine andere mehr vorstellen. Bei dieser Besetzung war es besonders wichtig, ein Ensemble zu finden, dass auch untereinander die richtige Dynamik hat. Frederik Schmid, der bereits als Besetzung klar war, hat mich zu den letzten Castings für die andere Rolle begleitet. Als er dann mit Adrian Grünewald gespielt hat, war der Fall klar. Wie sich die beiden aufeinander eingelassen haben, hat mich sofort gefesselt.

Hattest Du beim Dreh des Films ein bestimmtes Publikum im Hinterkopf? Was für ein Publikum wünscht Du Dir, und was hoffst Du, macht der Film mit Deinem Publikum?
Ich hatte zwar in erster Linie ein jugendliches Publikum im Kopf, aber natürlich ist der Film auch für alle gedacht, die die Thematik einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollen. Reportagen und Zeitungsberichte sind oft extrem abschreckend. Ich hoffe, dass der Film Menschen dazu animiert, offen über das Thema Missbrauch zu sprechen, und dass er so ein wenig mit dazu beiträgt, das Tabu zu brechen. Diese Dinge passieren jeden Tag. Überall. Wenn die Gesellschaft irgendwann offener damit umgeht, werden es Täter deutlich schwerer haben und Betroffene sich eher trauen, Hilfe zu suchen.

Biografie

FLORIAN FORSCH (Regie & Buch) ist ausgebildeter Fotograf und absolvierte ein Studium der Visuellen Kommunikation an der Academie Beeldende Kunsten in Maastricht (B.A.). Auf ein Volontariat bei Rosa von Praunheim in Berlin folgte ein Regiestudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln (KHM). Zwischen 2008 und 2016 realisierte er verschiedene Film- und Kunstprojekte als Autor, Regisseur und Regieassistent. „Bester Mann“ ist sein Abschlussfilm an der KHM.

  • 2010

    „Nachts“ (KF)

  • 2011

    „Wir lieben Alltag“ (KF)

  • 2015

    „A58“ (KF)

  • 2018

    „Bester Mann“ (MF)

  • 2019

    „Was hilft“ (K-Dok.)

Credits

Crew

Buch & Regie

Florian Forsch

Kamera

Dino Osmanovic

Montage

Judy Landkammer

Musik & Ton

Moritz Kerschbaumer

Ausstattung

Bohdan Adam Wozniak

Kostüme

Sujmo Akcali, Alexandre Costa

Produzent

Philipp Fussenegger

Cast

Kevin

Adrian Grünewald

Bennie

Frederik Schmid

Thomas

Thomas Bartholomäus

Milan

Yuri Völsch

David

Jarl Lando Beger

eine Produktion von Funfairfilms
in Koproduktion der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)

gefördert durch Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Land Kärnten, Land Vorarlberg

im Verleih von Salzgeber